Als im Juli 1992 das Telefon im Bürgermeisterbüro in Taura klingelte, glaubte die Sekretärin nicht richtig gehört zu haben.
Eine Bitte um eine Landeerlaubnis auf dem Tauraer Flugplatz war gestellt worden.
Doch wem gehörte nach der Wende der ehemalige Segelflugplatz am Taurastein, den später auch
die Agrarflieger genutzt hatten?
Die Besitzer, Helmut und Lotte Weiske, waren verstorben, ihr Sohn lebte in der westlichen Bundesrepublik. Eine Verbindung zu ihm gab es nicht. Die Sekretärin fand aber eine Lösung.
Sie rief bei Familie Heimer an, deren Felder an den Flugplatz grenzten. Frau Heimer überlegte nicht lange und gab das Feld zur Landung frei.
Schließlich wollte kein Geringerer als RICHARD KARL FREIHERR VON WEIZSÄCKER auf den in Berlin-Tempelhof noch eingetragenem Notlandeflugplatz landen. In seiner zweiten Amtszeit war er das erste Staatsoberhaupt des wiedervereinigten Deutschlands.
Seine Reise führte ihn nach Mittweida. Er besuchte seinen Freund und Schriftsteller Erich Loest, der am 24. 2. 1926 in Mittweida geboren war. Schon vor der Landung des Hubschraubers standen die Autos zur Weiterfahrt bereit.
Begrüßt wurde der Bundespräsident in Taura sehr herzlich. Nur wenige Amtsträger wussten von diesem Ereignis und hatten sich eingefunden. Auch Ulrike Vogel, geb. Heimer hatte es gerade noch geschafft, konnte den Hubschrauber sehen und einige Fotos machen. Sie erzählt noch immer sehr bewegt von diesem Ereignis.
Läuft man heute von Burgstädt nach Taura auf der Taurasteinstraße, wirkt die Wiese unscheinbar und birgt doch so viel schöne Flugbegebenheiten.
Manch Bürger fragt sich sicherlich, ob der Notlandeflugplatz noch in den zentralen Registern der Luftfahrt aufgeführt wird.
Vielleicht könnten wiedermal herausragende Menschen auf diese Weise begrüßt werden?
Burgstädt, 31. 10. 2024
Annette Richter