„Aktion“sreich war die Zeit, als die Kinder der Arthur-Beil-Straße noch auf ihrer Straße spielen durften. Obwohl es auch einen wunderschönen Kinderspielplatz gab, war die Kommunikation der Kinder untereinander für einen kleinen Treff hier schneller. Befestigt war die Straße noch nicht und das blieb auch viele Jahre so. Verirrte sich mal ein Auto dorthin, unterbrach man kurz sein Federballspiel und danach ging es weiter.
Bald nahm die Mobilität zu. Ein Berliner Roller und ein Trabant waren zum Besitztum der Anwohner geworden. Damit wurde auch der schlechte Zustand der Straße ein Problem. Die Schlaglöcher wurden größer. Bei Regen freuten sich die Kinder über die großen Pfützen. Barfuß stand man darin und ließ kleine Papierboote fahren. Noch lustiger war das Pfützenhüpfen. Manch Fußgänger konnte nicht darüber lachen! Vorbeifahrende Autos taten ihr Übriges. So steigerte sich der Ärger über die Schlaglöcher.
In der Dunkelheit war die Sturzgefahr für Radfahrer besonders groß. Die Kinder hörten die Schimpfworte der Eltern.
Das kleine Mädchen aus dem Haus mit der Nummer 340 hörte, dass der Großvater Kartoffeln in die Schlaglöcher pflanzen wollte. Ihre Freundinnen waren entsetzt darüber. Sie fassten einen geheimen Plan. Wenn ihre Hüpflöcher befüllt werden sollten, dann bitte mit Blumen. Ihre Idee fanden sie perfekt. Aus Wiesen und Vorgärten gruben sie Blumen aus und pflanzten diese in die Löcher und auch etwas Sand vom Spielplatz wurde verwendet. Mit ihren kleinen Sandkasteneimern wurde es zu einer schweren Arbeit. Das Ergebnis war wunderbar. Eine Straße war erblüht. Sogar die großen Lastkraftwagen, die zur Warenanlieferung des KONSUM s diese Straße benutzen mussten, versuchten die Blumen zu umfahren, zu schützen und hatten ihren Spaß dabei.
Doch nicht so die Staatsmacht.
Vom Abschnittsbevollmächtigten wurden die Anwohner verhört um herauszufinden, wer diese schlimme Tat vollbracht hatte. Vergeblich.
Keiner kam auf die Idee, dass es Kinder gewesen sein könnten. Nur Staatsfeinde wären zu solchen Vergehen in der Lage.
Nachts waren die Blumen entfernt worden und die Arhtur-Beil-Straße hatte ihre Schlaglöcher zurück.
Es dauerte dann nur noch wenige Jahre und die Straße bekam eine Teerdecke.
Burgstädt, 20.01.2025
Annette Richter