Sehr schön können Abendspaziergänge hinter den kleinen Siedlungshäusern der Arthur-Beil-Straße sein.
Wenn die Sonne hinter dem Taurasteinturm untergeht veranstaltet sie jeden Tag ein anderes Schauspiel.
Glutrot, kaltweiß oder verschwommen, der Turm ist ihre Kulisse. In der ersten Reihe steht man, wenn man den Weg zum Bauer Heimer benutzt. Er beginnt an der Taurasteinstraße und endet in seinem Gut. Aber bereits am ersten Gartenzaun kann man sich im Spätsommer verbotenerweise an köstlichen Brombeeren laben. Manchmal, an warmen Abenden, rannten wir Kinder den kleinen Anstieg hinauf zu den Beeren, naschten und verschwanden schnell wieder in den eigenen Gärten. Rote Flecken auf den Baumwollschürzen verrieten uns, doch die Erwachsenen taten es uns nach.
Anders verhielt es sich mit der Obstplantage vom Heimer Helmut. Eine große Dornenhecke umgab diese. Es gab kein Durchkommen, auch wen der Appetit nach Kirschen und Birnen groß war.
Schön hatten es die Hühner der Siedler. Tagsüber verbrachten sie ihr Dasein in kleinen Gehegen. Grashalme gab es da keine. Doch am Abend durften sie für kurze Zeit über den Feldweg zur großen Wiese des Bauern laufen. Dieser sah das nicht gern. Verpasste ein Huhn den Heimweg, freute sich der Fuchs.
Tagsüber machten die Mädchen Ausfahrten mit ihren Puppenwagen. Oft liefen sie bis in den Hof des Bauern. Dort verlief ihre Spielgrenze, weil das Hoftor zur Dorfstraße geschlossen war. Entschädigt wurden sie von den Kätzchen, die sie sogar in die Puppenwagen setzten. Manche Katzen waren daran schon gewöhnt.
Verpflegung brauchten die Kinder nicht. Am Feldrain wuchsen genügend Sauerampfer, Löwenzahn und Gänseblümchen.
Wurde es Herbst, standen auf einem kleinen Feld die Kornpuppen. Es war das größte Glück der Kinder, eine Wohnung für einen Nachmittag in einer Kornpuppe zu haben. Der Duft nach frischem Getreide bleibt unvergesslich. Unvergesslich blieb auch die Angst, wenn man den Bauer nicht gehört hatte und er wütend diese Sommerwohnungen räumte.
Für Ballspiele eignete sich der Weg zum Bauernhof nicht. Verlor man einen Ball, musste man durch den Elektroweidezaun krabbeln und oft gelang dies nicht schadlos.
Da benutzte man doch lieber die Straße vorm Haus.
War dort mal viel Verkehr, entschied man sich für „ Himmelhopp“. Mit Kreide wurden die zu springenden Felder auf dem Fußweg aufgezeichnet und man brauchte keinen Taschenrechner um den Sieger zu ermitteln.
Am nächsten Tag wurde neu überlegt: Straße oder Feldweg?
Annette Richter, Burgstädt
11.02.2025