Erinnern Sie sich noch? Winterhygiene

Winterhygiene

“Albin, es hat geschneit!”

Wenn dieser Ruf der Großmutter ertönte war klar, der Teppich muss raus. Vielleicht könnte man diese Aktion doch noch verschieben, dachte die restliche Familie. Aber das Wetter richtete sich nun mal nicht nach der Behaglichkeit der Menschen und Großmutter Hertha hätte auch keinen Aufschub geduldet. Eigentlich besaßen sie schon einen modernen Staubsauger. Aber was konnte dieser gegen frischen Neuschnee ausrichten? Sofort wurden die Möbel vom Teppich gerückt und drei Personen knieten sich vor das Dreimeterteil. Auf Kommando begann man gleichzeitig den Teppich einzurollen. Über den Schultern wurde die unförmige Rolle in den Garten getragen. Eigentlich warf man sie dann in den Schnee. Dort lag der Teppich dann auf seinem „Gesicht“. Eine längere Bearbeitung mit dem Teppichklopfer erfolgte. Dann musste der Teppich mehrmals seinen Standort wechseln. Wie Briefmarken erschienen die  verschmutzten Stellen im Schnee. Erst wenn der Schnee nach den Klopfaktionen sauber blieb, durfte er auf die Teppichklopfstange, die es damals in fast jedem Garten gab. Jetzt durfte der Teppich seine „schöne“ Seite der Sonne zuwenden um gebürstet zu werden. Zur Rückholaktion wurden natürlich wieder drei Personen gebraucht um eine gleichmäßige Rolle zu formen. Ein Transport und gerades Ausrollen im Wohnzimmer wären sonst unmöglich gewesen. Auch ohne chemische Reinigungsmittel verbreitete sich der Frischeduft „Schnee“ noch lange im Haus.

Annette Richter

Januar 2021

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