IA Ziegenmilch
Es gibt sie noch, wie vor 94 Jahren, die hölzerne Anschlagtafel am Eingang der Arthur-Beil-Straße in Taura.
Sie war und ist ein wichtiges Kommunikationsmittel zwischen den Bürgern. Viele Löcher von Reißzwecken oder Nägeln zeugten auch 1961 von der Vielfältigkeit ihrer Nachrichtenübermittlung.
Manchmal wurde eine Katze gesucht oder ein Wellensittich war entflogen. Waren die Zettel mit Schreibmaschine beschrieben, handelte es sich um eine amtliche Mitteilung. Der Zeitraum der Altstoffsammlung der Jungen Pioniere oder der Beginn der Maidemonstration wurden so bekannt gemacht. Auch Einladungen zu vielfältigen Veranstaltungen zweckten an den alten Brettern.
Private Schreiben waren oft noch in altdeutscher Schrift verfasst. Dann standen die Schulkinder verständnislos davor.
Nicht anders erging es einem kleinen Mädchen, das eigentlich schon gut lesen konnte. In großen, handschriftlichen Buchstaben hatte Familie Landgraf ihre Ziegenmilch zum Verkauf angeboten.
Aber was hatte Ziegenmilch mit einem Esel zu tun? Immer wieder buchstabierte es: “I A Ziegenmilch zu verkaufen.“ Hatte die Ziege einen Esel zum Mann? Am Nachmittag erzählte es der Großmutter davon. Diese musste herzlich lachen, hatte sie diese Anzeige doch schon gelesen. Das
kleine Mädchen kannte noch keine Römischen Zahlen und hatte die römische I für ein i gehalten.
Noch viele Jahre wurde über diese Anschlagtafelgeschichte gelacht. IA Ziegenmilch konnte man in jedem Frühjahr wieder kaufen.
So einfach war Werbung!
Annette Richter
März 2022