Erinnern Sie sich noch? – Oskar

Oskar

Eigentlich hieß er
Oskar Irmscher. Aber im ganzen Dorf nannte man ihn nur Oskar und
jeder wusste, dass damit der Briefträger gemeint war. Er gehörte
damals zu Taura, wie die Kirche und das Rathaus. Bei Wind und Wetter
schob er den Tafelwagen der Post mit den Paketen und jeder bekam
persönlich sein Paket zugestellt. Seine Arbeitszeit war zu Ende,
wenn alle Pakete ausgeliefert waren. War jemand nicht anzutreffen,
wanderte das Paket wieder in den Wagen, um am nächsten Tag erneut
ausgeliefert zu werden. Auch bei freundlichen Nachbarn konnte
manchmal Post deponiert werden. Im Winter waren die Finger von Oskar
steif vor Kälte. Wenn er die Briefe aus der ledernen Mappe ziehen
wollte, klemmte er die eine Hälfte der Mappe unter sein Kinn, um
dann mit der Hand die sortierte Post zu finden. Er trug auch immer
die gleiche Kleidung, die Postuniform.

Oft bekam er für seine Mühe einen kleinen Obolus von den Bewohnern
des Dorfes. Aber er gönnte sich nichts und sparte. Doch wo versteckte er
all sein Geld? In der Wohnung? Auf der Sparkasse gab es keine Einzahlungen
von ihm.

Als nach seinem Tod sein Schuppen beräumt wurde, fand man das Versteck.
Leider war das nicht mehr verwendbar. Die Mäuse hatten den größten Teil
gefressen. Ja, so ist das eben mit den „Mäusen“.

Burgstädt, 12.8.2022

Annette Richter

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