Liegestuhl und Segelflieger

Liegestuhl und Segelflieger

Betritt man zur Zeit das Burgstädter Heimatmuseum, wird man freundlich auf eine kleine Sonderausstellung in der oberen Etage verwiesen. Es geht um die spannende Zeit, als sonntags noch die Segelflieger am Taurastein ihre Kunst am Himmel zeigten.

Das kleine Mädchen aus der Arthur-Beil-Straße hatte dabei besonderes Glück. Es bewohnte mit den Großeltern die VIP Seite der Straße, das hieß: Man schaute aus erster Reihe zum Segelflugplatz.

Schon am Sonntagmorgen wurde besprochen, dass das Mittagessen früher als sonst auf den Tisch zu stehen hatte, oder man nahm diese Mahlzeit gleich im Garten ein. Dann begannen die Rituale und die Vorfreude wurde immer größer. Ein Liegestuhl, der heute schwer zu beschreiben ist, wurde am höchsten Platz des Gartens aufgestellt. Er besaß schon Gelenke und war aus vielen Einzelteilen schweren Holzes gedrechselt. Legte man sich hinein, stellte er sich in Schlaflage, bewegte man die Beine nach unten, saß man mit hoher Rückenlehne, besser als in jedem Theatersitz. Allerdings war der Stoff nicht gerade kuschelig. Er war aus kratzigem Garn gewebt. Es erinnerte an einen Teppich.

Für das kleine Mädchen wurde die Schaukel oder Hängematte aufgehängt.

Die Spannung stieg, weil man nicht genau wusste, ob Seilwinde oder ein Flugzeug die Segelflieger in die Luft bringen würde. War es dann soweit, meist gegen 14.00 Uhr hielt man den Atem an, wenn diese ausgeklinkt wurden. Danach verfolgte man die Kreise und erschrak oft, wenn die Landung nicht genau glückte.

Natürlich standen auch viele Zuschauer direkt am Flugplatz. Allerdings konnten diese dabei nicht im Liegestuhl liegen, denn die Taurasteinstraße war eine Hauptverkehrstraße.

Noch heute ist das kleine Mädchen von damals dankbar, dass es solch herrliche Attraktionen vor der Kulisse des Taurasteinturmes erleben durfte. Vergessen wird sie diese nie!

Burgstädt, 28. 7. 2024
Annette Richter

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